„Die Herausforderungen waren bekanntlich reichlich“

1. Hallo Kerstin, steigen wir doch mal direkt ein: Was war die letzte große Innovation, die du als solche wahrgenommen hast – im Finanzbereich und allgemein?

Unter uns gesprochen: Der Finanzbereich steht eher selten beispielhaft für Innovationen – im Gegensatz zum Technologie-Sektor. Aber es gibt Innovationen, die unsere Industrie in kurzer Zeit beeinflusst haben. Das wären für mich vor allem die Bereiche Nachhaltige Finanzanlagen und Digitales Banking. Die Entwicklung nachhaltiger Formate ist eine echte Innovation und begeistert auch ganz neue Kundengruppen für Finanzen. Digitale Services wiederum erleichtern Banking nicht nur, sondern bringen die Nutzer dazu, sich mit Finanzen zu beschäftigen. Das ist nicht zuletzt wichtig für die eigene Vorsorge und die individuellen Lebensziele.

2. Was hältst du für wichtig bei einer Innovation? Technik? Soziales? Nutzen?

Wichtig für mich ist die Mentalität hinter der Innovation. Es muss eine Unternehmenskultur vorherrschen, die solche Neuerungen auch zulässt. Die wichtigste Ressource bei der Entwicklung von Ideen ist natürlich die Kreativität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Häufig sind es spontane Gedanken, die zu erfolgreichen Innovationen führen. Zusammengefasst: kreativer Freiraum, diverse Teams, aber auch der richtige Markt, das sind die Grundvoraussetzungen für Innovationen.

3. Du bist bei Zeedin nun seit knapp drei Jahren, davon ein Jahr in leitender Funktion. Wie hast du diese Zeit wahrgenommen?

Im Wesentlichen lässt sich die Zeit in einem Wort zusammenfassen: Dynamik. Wenn ich den Vergleich von heute zu Tag 1 ziehe, dann sind die Veränderungen so groß, dass ich kaum glauben mag, was in den drei Jahren umgesetzt wurde: das Wachstum von Zeedin selbst, des Teams, des Produkt-Angebots, unseres Kundenstamms, zudem technologische Erweiterungen. Anderseits ist Zeedin ein Kapitalmarktprodukt, das heißt wir unterliegen den großen makroökonomischen Herausforderungen. Und die waren in den vergangenen drei Jahren bekanntlich reichlich, darunter die Pandemie, der Ukraine-Krieg oder die hohe Inflation.

4. Welche Konsequenzen habt ihr daraus gezogen?

Auch wenn es sehr werblich klingt: Wir sind tatsächlich noch näher an den Kunden gerückt, insbesondere in diesem Jahr mit all seinen Einflussfaktoren. Wir hören die Stimmen unserer Kunden jeden Tag. Da ist viel tolles, konstruktives Feedback dabei, welches unheimlich wertvoll für uns ist. Obwohl wir als Bank mehr als 220 Jahre Erfahrung in der Geldanlage haben, ist Zeedin noch ein recht junges Angebot. Daher sind wir dankbar für die vielen Kundeninteraktionen.

5. Und wie nimmst du das Zeedin-Team dabei wahr?

Divers, motiviert, fokussiert. Wir haben alle einen ganz unterschiedlichen Hintergrund. Das macht die Arbeit sehr angenehm und wertvoll. Wir haben unsere Berater im Team, die sich regelmäßig mit den Kunden austauschen und die für Fragen zur Verfügung stehen. Dann gibt es unsere Generalisten, zuständig für alles von Business Development über Strategie und Marketing bis zum Konto. Meine Aufgabe besteht darin, die Generalisten und die Berater so zu unterstützen, dass wir unserem Leistungsversprechen gerecht werden und uns gleichzeitig weiterentwickeln.

6. Apropos: Wie hast du das Thema Führung selbst erlebt und was hast du für dich gelernt?

Vorbild sein, fordern und fördern, Sicherheit geben sowie offene Kommunikation und Streitkultur – das sind die vier für mich maßgeblichen Bereiche von Führung. Jeder einzelne davon ist breit gefächert und komplex. Aber in aller Kürze: Ein Vorbild zu sein, das bedeutet für mich unter anderem, zielbewusst zu handeln, offen zu sein für Ideen, ein wertschätzender und respektvoller Umgang mit dem Team. Darauf zahlt auch ein, Mitarbeiter zu fordern und zu fördern, indem man ihnen Spielraum für eigenverantwortliches Handeln gibt – und den nötigen Rückhalt. Aber das sind nur einige Facetten eines großen und wichtigen Themas.

7. Wie sind deine Erfahrungen mit den Zeedin-Kunden?

Zeedin gibt es nun seit drei Jahren, und innerhalb dieser Zeit konnte ich beobachten, wie sich die Kundenbedürfnisse geändert haben. Wir befinden uns in einem kontinuierlichen Wandel, der den Wunsch nach möglichst einfachen und komfortablen Lösungen mit sich bringt. Gleichzeitig erlebt der Bedarf an persönlicher Beratung eine neue und deutliche Nachfrage. Hinzu kommt, dass viele Kunden beim Thema Geldanlage an ihre eigene Zukunft und die ihrer Nächsten denken. Deshalb bringen unsere Kunden zunehmend ihre Verwandten mit, vor allem die eigenen Partner und Kinder. Die sogenannte Next Generation nimmt eine bedeutende Rolle ein.

8. Würdest du sagen, dass es Unterschiede gibt, wie Männer und wie Frauen anlegen?

Definitiv, das merke ich in meiner täglichen Arbeit. Die Hürde bei Frauen, sich für eine Geldanlage zu entscheiden, ist viel höher als bei Männern. Zudem lassen sich Frauen umfänglich beraten, bevor sie einsteigen. Danach aber sind sie bei der Anlage in der Regel ziemlich erfolgreich. Sie agieren viel ruhiger bei Turbulenzen am Markt und verkaufen nicht so schnell, sondern sitzen Krisen aus. Aber trotzdem müssen wir unser Wissen über Finanzen weitergeben an Frauen und mögliche Hürden frühzeitig abbauen.

9. Wie entwickelt ihr Zeedin weiter? Welchen Maßgaben folgt ihr dabei?

Wir analysieren Markttrends, befragen unsere Kundinnen und Kunden, was Ihnen wichtig ist, und versuchen die Expertise unseres Hauses in die Entwicklung neuer Ideen mit einzubeziehen. Somit haben wir vor kurzem unser Angebot für minderjährige Kunden erweitert und auch Gemeinschaftskonten eingeführt. Und für das kommende Jahr haben wir uns auch noch einiges vorgenommen. Die Anleger dürfen gespannt sein.

10. Wie nimmst du selbst den Markt für digitale Finanzlösungen wahr?

Die Digitalisierung verändert die Wirtschaft. Traditionelle Geschäftsmodelle werden verdrängt, neue Ideen sind gefragt. Nicht erst seit der Pandemie drängen Anbieter mit innovativen digitalen Produkten und Lösungen auf den Markt. So können die Kundenbedürfnisse individueller, schneller und unkomplizierter bedient werden. Allerdings habe ich auch gemerkt, dass alleine eine digitale Lösung nicht zielführend ist. Die menschliche Komponente hilft den Kunden, das Vertrauen aufzubauen und sich langfristig zu binden.

11. Mal den Job beiseite: Was begeistert dich in deiner Freizeit? Welchen Hobbys gehst du nach?

Ich komme aus dem Leistungssport, und auch heute spielt Sport für mich eine große Rolle in meinem Leben. Neben dem Spot liebe ich es, neue Kulturen kennenzulernen, fremde Länder zu bereisen und zu kochen. Das klingt sehr vielfältig und natürlich ist das für mich nicht möglich, ohne mir die Zeit gut einzuteilen. Aber letztlich ist es wichtig, den eigenen Interessen auch abseits des Berufs nachzugehen.

12. Was für einen Sport hast du betrieben? Und was nimmst du davon mit in den Job?

Ich war mit sehr viel Herzblut in der Leichtathletik aktiv – beim 200-Meter-Sprint. Ich habe sehr davon profitiert und das gleich in mehrfacher Hinsicht: Der Sport und die Wettkämpfe bedeuten, sich stark auf die Aufgabe fokussieren und auch durchhalten zu müssen. Das steigert die Konzentration, aber verlangt auch Disziplin und natürlich die Fähigkeit, mit anderen in einem Team zusammenzuarbeiten. Das Training strukturiert den Alltag und basiert auf guter Planung. Im Umkehrschluss habe ich auch viel Wertvolles mitgenommen, wenn es darum geht, mit Rückschlägen umgehen und trotzdem weitermachen zu können. Oder die körperliche und mentale Belastung zu meistern, Stichwort Resilienz. Lange Rede, kurzer Sinn: Der Sport hat eine sehr große Rolle in meinem Leben gespielt und mich auf vieles vorbereitet, was auf jeden von uns im Berufsleben wartet.

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