Christian Gombert ist für die Aktienselektion bei Zeedin verantwortlich. In unserem Interview äußert er sich zu Delivery Hero.
Herr Gombert, Sie hatten Mitte November die Delivery-Hero-Aktie gekauft und diese nach einem Monat wieder zügig verkauft. Entspricht dies Ihrem langfristigen Anlagestil?
Wir verfolgen eine eher langfristige Anlagestrategie in Qualitätswerte, und das „Hin-und-Her-Traden“ entspricht nicht unserer Philosophie. Gleichwohl mussten wir im Fall Delivery Hero feststellen, dass die Aktie sehr deutlich und schnell auf die Nachrichtenlage reagiert hatte. Wir haben uns kurzfristig zu einer Gewinnmitnahme entschieden, da die Aktie ein Plus von rund 40 Prozent innerhalb eines Monats verzeichnete.
Warum haben Sie Delivery Hero gekauft, obwohl der Wert keinen Gewinn erzielt? Ist das nicht eher heiße Luft und kein Qualitätswert?
Unser Investment Case bei Delivery Hero fußte hauptsächlich auf der Marktdurchdringung der Plattform – sowohl regional als auch produktseitig. Das zeigte sich vor allem an den Umsatzwachstumsraten. Mit zunehmenden Größen werden diese Plattformen üblicherweise profitabler und auch die Cashflow-Generierung kann sehr attraktiv sein. Viele Attribute, die Qualitätsaktien ausmachen, sind bei diesem Wert bereits vorhanden (Marktdominanz, strukturelles Wachstum) oder können in näherer Zukunft erreicht werden (Profitabilität, gute Eigenkapitalrendite). Ebenfalls vielversprechend war die Konsolidierung in einigen großen Märkten, die durch sogenannte Asset-Swaps mit dem Mitbewerber Takeaway N.V. zustande kam. Lediglich der aussichtsreiche koreanische Markt wurde zu diesem Zeitpunkt noch kritisch gesehen.
Warum haben Sie Delivery Hero gerade jetzt wieder verkauft, wenn die Aussichten doch so gut sind?
Mit der Ankündigung eines Mergers mit der koreanischen Woowa Brothers löst Delivery Hero sein Größenproblem in Korea. Gleichzeitig soll die Wettbewerbsintensität in diesem doch sehr lukrativen Markt (über 1 Mio. Bestellungen pro Tag) abnehmen. Die Aktie reagierte darauf mit starken Kursgewinnen. Wir können die Strategie hinter der Transaktion zwar verstehen, allerdings bewerten wir das Chancen-Risiko-Profil bei um 40 Prozent gestiegenen Kursen neu. Regulatorische Fragen – das koreanische Kartellamt muss der Transaktion zustimmen –, Integrationsrisiken einhergehend mit der Fusion und die Zustimmung der Aktionäre stehen noch aus. Außerdem wird ein Großteil des Kaufpreises von ca. 3,6 Mrd. EUR durch neue Aktien finanziert. Daher haben wir uns entschieden, in den kommenden Wochen an der Seitenlinie zu stehen und in andere Werte zu investieren.
Vielen Dank.
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