Madeleine Sander
Chief Growth & Transformation Officer (Mitglied des Vorstands)
Was ist und wie entsteht eigentlich Vertrauen? Und warum sind vertrauensvolle Beziehungen von so hoher und wertschätzender Bedeutung für unser Leben? Ob in der Familie, in der Arbeit oder manchmal auch im Ehrenamt – wir alle verbringen gerne Zeit mit Menschen, denen wir vertrauen und die wir deshalb so schätzen. Wir tauschen uns aus, interagieren miteinander, wir gehen zusammen durch „dick und dünn“. Wir feiern im Team Erfolge und rappeln uns auch nach Fehlschlägen gemeinsam wieder auf. Kurzum: Man kann sich einfach in jeder Lebenssituation aufeinander verlassen. Die Frage wie Vertrauen entsteht, beschäftigt infolgedessen auch viele Forscher. Wer sich für deren Erkenntnisse interessiert, findet eine Vielzahl an wissenschaftlichen Veröffentlichungen im Netz – wie etwa unter Google Scholar, researchgate.net oder Springer Professional. Wir haben die für uns spannendsten Erkenntnisse zusammengetragen.
Für den berühmten Soziologen Niklas Luhmann ist Vertrauen vor allem die Bereitschaft, sich auf das Unbekannte einzulassen und eine Haltung, die risikofreudige Entscheidungen zulässt, abhängig von persönlichen Erfahrungen und sozialer Umgebung. Auch für Nobelpreisträger Kenneth Arrow beinhaltet praktisch jede kommerzielle Transaktion Elemente des Vertrauens. Einige Ökonomen sind zudem der Ansicht, dass Vertrauen Pareto-Effizienz ermöglicht. Selbst die moderne Spieltheorie liefert hier Erkenntnisse. So stellt der deutsche Ökonom Klaus Schmidt fest, dass Vertrauensbeziehungen dann funktionieren, wenn die Teilnehmer einer Transaktion in der Lage sind, Reputation über längere Zeiträume aufzubauen. Mehr noch: Die Bereitschaft für Vertrauen steige mit Einkommen, Bildungsniveau und Lebenserfolg. Wohlstand erzeugt also Vertrauen und umgekehrt.
Für die Wissenschaftlerin Jacquie L'Etang basiert Vertrauen zudem auf Transparenz, Authentizität, Zuverlässigkeit und Aufrichtigkeit. Alle diese Faktoren seien ihrer Ansicht nach wichtig für den Aufbau von Reputation. Wirtschaftswissenschaftler sind außerdem davon überzeugt, dass es eine positive Korrelation zwischen Vertrauen und Wirtschaftswachstum gibt. Ferner tragen soziale Normen und Standards sowie Experten und Institutionen zur Vertrauensbildung im Geschäftsleben bei, weil diese, Innovationen und eine offene sowie ehrliche Information und Kommunikation zu Produkten und Dienstleistungen begünstigen und einfordern. Auch neue Technologien fördern das Vertrauen, weil sie durch mathematische Exaktheit und künstliche Intelligenz die Risiken menschlichen Versagens frühzeitig erkennen und deren Eintrittswahrscheinlichkeit auf ein Minimum reduzieren können. Ein gutes Beispiel hierfür ist die neue Welt der Mobilität. Das Autonome Fahren wird möglicherweise schon bald viele Unfälle vermeiden können. Ein anderes Beispiel wäre ein Arztbesuch und der Einsatz modernster Medizintechnik. Auch in diesem Fall müssen Ärzte und Patienten einander vertrauen.
Und was passiert, sobald Vertrauen missbraucht wird? Schon Joseph Rudyard Kipling gab mit seinem Werk „Das Dschungelbuch“ eine treffende Antwort darauf. Das Werk wurde von Walt Disney im Jahr 1967 verfilmt und dient sicherlich noch heute vielen Eltern dazu, Kindern auf eine sehr schöne und einfache Weise zu erklären, was genau passiert, wenn man unaufrichtig handelt und ohne den Blick zu schärfen sodann dem falschen Gegenüber zu sehr und naiv vertraut. Fernab dessen, gibt es natürlich empirische und fortwährend aktuelle Untersuchungen zum Thema Vertrauen, die im Speziellen für Unternehmen relevant sind. Eine davon ist das Edelman Trust Barometer 2021. Entgegen der vielfachen Annahme, dass Menschen vor allem der Wirtschaft keinen Glauben mehr schenken, kommt das Barometer der gleichnamigen Kommunikationsagentur zu etwas anderen Ergebnissen. Demnach zeigt der Index, dass das durchschnittliche Vertrauen weltweit in Unternehmen aktuell höher ist, als in NGOs, Behörden und Medien. 57 Prozent der Befragten glauben, dass Regierungschefs absichtlich versuchen, Menschen in die Irre zu führen, indem sie Dinge behaupten, von denen sie wissen, dass sie falsch sind. Aber auch Wirtschaftsführern (56 Prozent) und Journalisten (59 Prozent) glaubt man nicht mehr. Mit Blick auf die spezifische Situation in den USA unter dem ehemaligen Präsidenten Donald Trump, stellt Richard Edelman, CEO von Edelman eine „Ära des Informationsbankrotts“ fest. So habe die globale Informationskrise das Vertrauen in alle Nachrichtenquellen zu Rekordtiefs getrieben. Insbesondere die traditionellen Medien (53 Prozent) verzeichneten mit acht Punkten den größten Vertrauensverlust. Vom Informationskonkurs sei jedoch Deutschland weniger stark betroffen als andere Länder, konstatieren die Experten. Im Vergleich zu den vorgenannten Rekordtiefs haben sich dagegen Unternehmen mit einem Wert von 61 Prozent als vertrauenswürdigste Institution in diesem Jahr behaupten können. Regierungen rangierten mit 53 Prozent deutlich dahinter, da deren Vertrauenswerte ebenso erheblich gesunken sind. Die diesjährige Vertrauens- und Glaubwürdigkeitsumfrage wurde vom Forschungsunternehmen Edelman Data & Intelligence (DxI) umgesetzt und besteht aus 30-minütigen Online-Interviews, die jedes Jahr mit mehr als 33.000 Befragten durchgeführt wird. Die speziell auf Deutschland bezogenen Ergebnisse sollen Mitte Februar der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Vertrauen muss oftmals mühsam aufgebaut werden, kann jedoch sehr schnell und auf Dauer zerstört werden. Um ihre finanzielle Zukunft machen sich Menschen Gedanken. Und das zurecht, weil ohne Zinsen, Ersparnisse über die Zeit hinweg, an Wert verlieren. Dieses Bedürfnis der Menschen nach dauerhafter finanzieller Sicherheit erfordert vor allem eines: Qualität, Transparenz und nachhaltiges Handeln in der Finanzplanung. Denn vergleichbar mit einem Arztbesuch, sind auch Finanzdienstleistungen vertrauensempfindlich. Dies mag darin begründet sein, dass wir in beiden Fällen auf einen Experten angewiesen sind, weil wir oftmals alleine die Details nicht alle verstehen und nachvollziehen können.
Dennoch sollte man durchaus den Mut haben, erklärungsbedürftige Empfehlungen kritisch zu hinterfragen. Der Grund: Für einen Partner auf Augenhöhe ist jede Frage, ein wertschätzendes Signal für Vertrauen. Dabei gilt: Gerade die Kombination aus Transparenz, Fachexpertise und modernster Technologie kann helfen, Entscheidungen im Bereich der Geldanlage zu überdenken und zu optimieren. Dessen sind wir uns bei Hauck & Aufhäuser sehr bewusst. Diese Überlegungen liegen ebenfalls unserer digitalen Vermögensverwaltung Zeedin zu Grunde. Hier setzen wir ganz bewusst auf die Kombination persönlicher Beratung und Betreuung mit einer digitalisierten Anlagestrecke, die auf den aktuellen finanzwissenschaftlichen Erkenntnissen basiert. Damit legen wir den Grundstein für eine vertrauensvolle Beziehung. Schließlich setzen wir auf einen weiteren Faktor, der aus Erfahrung eine unverzichtbare Komponente für jede Ebene einer Vertrauensbeziehung darstellt: Zeit.
Denn gerade in Zeiten größerer Unsicherheit, wie wir sie aktuell erleben, gilt es für Unternehmen und Banken Vertrauen zu fördern. Und dafür braucht es an einigen Stellen eben einen Vorschuss, und zwar von demjenigen, der eine Leistung am Markt anbietet und erbringt. So gilt hier das gleiche, was auf jede gute und gesunde Beziehung zutrifft: Vertrauen muss man schenken, um es zurückzubekommen.
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