„Wenn du etwas möchtest, frage aktiv danach!“
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„Wenn du etwas möchtest, frage aktiv danach!“

Sophie Müsch, die diesjährige Preisträgerin des renommierten Women on Top-Award, im Interview mit Sophia Schelo, Head of Next Gen bei Hauck Aufhäuser Lampe

12. August 2024

Lesezeit: 7 Minuten

„Wenn du etwas möchtest, frage aktiv danach!“

HAL-Stipendiatin Sophie Müsch zu Studium, Lebenserfahrungen und Finanzen

Finanziell abgesichert durchs Studium dank einer Privatbank: Die Trierer Pharmazie-Studentin Sophie Müsch befindet sich in dieser besonderen Lage – dank guter Arbeit. Hauck Aufhäuser Lampe hat in diesem Jahr den renommierten Women on Top-Award gesponsert und dazu ein Stipendium für eine vielversprechende Studentin ausgelobt. Maßgabe war, ein besonderes Talent zu fördern und den Start ins Berufsleben zu erleichtern. Sophie Müsch erzählt im Interview mit unserer Next Gen-Expertin Sophia Schelo, welche Ziele sie verfolgt, welche Rolle dabei Geld spielt und was sich durch das Stipendium nun geändert hat.

Herzlichen Glückwunsch zum Stipendium. Wie fühlst du dich jetzt?

In erster Linie dankbar. Der Gewinn des WoMen on Top Awards hat mich positiv „überrumpelt“, denn man geht nicht fest davon aus, dass man auch tatsächlich gewinnt. Umso mehr fühle ich mich geehrt, dass ich unter den vielen starken Bewerberinnen ausgewählt wurde. Meine Leistungen und meine Person auf solch eine Weise anerkannt zu bekommen, ist etwas Besonderes. Da bin ich auch ein kleines bisschen stolz. Derzeit schleicht sich eine große Erleichterung ein, da ich nach und nach realisiere, was es bedeutet, auf einen Schlag schuldenfrei zu sein.

Wie findest du es, dass ein Unternehmen – nämlich eine Privatbank – die Kosten für deinen Studienkredit übernimmt?

Großartig! Dabei muss ich betonen, dass Ihr die mutige Entscheidung getroffen habt, eine Studentin der Pharmazie zu unterstützen. Ein Fach, welches nicht weiter entfernt vom Private Banking sein könnte, eine Studentin, die dem Unternehmen auf den ersten Blick keinen Mehrwert bietet. Ich bin der festen Überzeugung: Egal was man tut, solange es Gutes ist, wird es sich immer auszahlen. Ich möchte hoffnungsvoll in die Zukunft blicken, dass aus dieser Verbindung, die wir geschaffen haben, für beide Seiten etwas Gutes wächst.

Was war dein Antrieb zu studieren? Und weshalb hattest du dich für Pharmazie entschieden?

Ich war schon immer wissbegierig, und auch heute habe ich den Drang danach, mich ständig zu informieren. Ich hatte ein Händchen für die Chemie, Biologie, wollte den menschlichen Körper bis ins kleinste Detail verstehen. Bei Kriminaldokus fand ich die forensischen Toxikologen immer am spannendsten, und als ich dann im Bekanntenkreis einen Schicksalsschlag im Zusammenhang mit Rauschmitteln mitbekam, da war es klar. Bevorzugter Studienabschluss war die Pharmazie, und die Zulassung zum Studium war an harte NC-Grenzen gekoppelt. Also nutzte ich die Zeit, meine Noten bis zum Abitur aufzupolieren und so einen Platz an meiner Wunschuni zu ergattern.

Ein Studienkredit ist sicher eine Belastung.

Mir war bewusst, dass ich später als Apothekerin einen sicheren Job mit guten Verdienstmöglichkeiten haben würde. Dennoch kommt man im Studium ins Schwitzen. Gerade zu Anfang, wenn man sieht, dass sich nach jedem Semester jeweils die Hälfte der Kommilitonen verabschiedet, teils freiwillig, aber doch sehr häufig unfreiwillig, ist der Druck enorm. Schaffe ich dieses harte und lange Studium nicht, habe ich nicht nur nichts in der Hand, sondern auch einen Schuldenberg auf den Schultern.

Wie bist du mit diesem Druck umgegangen?

Ich denke, ein gesundes Verdrängen ist hilfreich. Ständiges Gedankenkreisen um dieses Risiko trägt hohes Lähmungspotenzial in sich und hindert einen daran, sein Bestes zu geben. Im Übrigen finde ich es wichtig, dennoch nach jedem Semester zu evaluieren, wie hoch die Auszahlung wirklich sein muss, um den Kredit möglichst klein zu halten. Man sollte sich aber nicht scheuen, bei Bedarf ein Semester länger zu studieren. Das ist im Rahmen eines Studienkredits möglich und sollte im Zweifel auch genutzt werden. Denn den Abschluss zu erlangen ist wichtiger, als die genaue Kredithöhe.

Du hast heute bereits zwei Staatsexamen absolviert. Hat das Stipendium nun Konsequenzen für Deinen weiteren Studiengang?

Langfristig auf jeden Fall. Das nächste Jahr, mein Praktisches Jahr, ist bereits geplant, und an diesen Entscheidungen halte ich auch fest. Was sich allerdings ändert, ist die Aussicht auf das Danach. Das Stipendium ermöglicht es mir, Ideen wieder aufzugreifen, die vorher an der Finanzierung gescheitert sind. Zum Beispiel das Thema Promotion. Ich habe mich aus mehreren Gründen vorerst gegen eine Doktorarbeit entschieden. Unter den nun geänderten Umständen möchte ich das Ganze jedoch ein weiteres Mal überdenken. Auch neue Ideen kommen auf. Inspiriert von Journalisten, die ich auf dem WoMen on Top-Event kennenlernen durfte, und in Rückbesinnung darauf, dass ich schon immer gerne geschrieben habe, freunde ich mich mit dem Gedanken an, mir eine Weiterbildung im Wissenschaftsjournalismus leisten zu können. Es ergeben sich neue Möglichkeiten. Diese Gedankenspiele dürfen erst einmal eine Zeit lang reifen, schließlich muss ich aktuell keine wegbestimmenden Entscheidungen treffen.

Welche Bedeutung hatte Geld bislang insgesamt für dich?

Ich habe nie Armut erleben müssen, wofür ich sehr dankbar bin. Unsere Eltern haben meine Schwester und mich immer unterstützt. Wenn ich wirklich etwas gebraucht habe, wurde das irgendwie ermöglicht. Ich wünsche mir, dass ich meinen Liebsten später ebenso ein möglichst sorgenfreies Leben ermöglichen kann. Alles darüber hinaus ist Luxus. In meiner Wunschvorstellung habe ich keinen Sportwagen vor Augen, sondern die Freiheit, beim Einkaufen im Supermarkt nicht auf die Preise schauen zu müssen.

Du hast neben Deinem Studium noch eine Reihe anderer Aufgaben bewältigt, z.B. als Tutorin gearbeitet und Dich im Fachschaftsrat engagiert. Was hat Dich dazu motiviert und welche Erfahrungen hast Du dort gemacht?

Ich liebe kleine Projekte. Das Pharmaziestudium kann sehr langatmig werden, ich mochte es einfach, hier und da ein bisschen Schwung reinzubringen, und habe Möglichkeiten dankend angenommen. Viele Projekte wurden entweder der Allgemeinheit wie Tutorien oder mir direkt angeboten wie die Tätigkeit im Fachschaftsrat. Manchmal muss man auch selbst aktiv werden, etwa wenn ich einen Artikel für eine Fachzeitschrift erarbeitet habe.

Welche Learnings hast du daraus gezogen, die auch für andere wichtig sein könnten?Im Wesentlichen sind das für mich drei Dinge:

  • Wenn du etwas möchtest, frage aktiv danach.
  • Sich zu engagieren heißt nicht, alles perfekt machen zu müssen. Ich musste mich phasenweise aus der Fachschaftsarbeit deutlich zurückziehen, weil es sonst zu viel wurde.
  • Kleine Projekte ohne direkten Mehrwert können Türen öffnen, die man heute noch gar nicht sieht.

Was macht Dir viel Freude neben dem Studium – in Deinem Privatleben?

Das Lesen, es ist die Basis für so vieles, das sich in meinem Leben ergeben hat. Aber auch körperlicher Ausgleich ist mir wichtig. Das Fitnessstudio war da lange Zeit die beste Option, weil es einem zeitliche Flexibilität ermöglicht. Ich würde aber gerne zu meiner alten Leidenschaft, dem Tanzen, zurückkehren. Ich warte nur darauf, dass sich ein zu meiner Lebenssituation passender Kursus findet. Auf Trab hält mich auch unser Dackel Toni. Ein Grund, warum ich sehr gerne für das Praktische Jahr zurück ins Elternhaus ziehe. Und natürlich der Klassiker: ganz viel Energie auftanken bei meinen Lieblingsmenschen.

Wie sehen deine Zukunftspläne aus – auf kurze wie auf lange Sicht? Hast du schon genaue Vorstellungen oder nimmst du es, wie es kommt?

Ich stehe zurzeit ganz am Anfang meiner praktischen Ausbildung, die nach dem Universitätsstudium folgt. Der Plan für dieses Jahr steht: erst Krankenhaus, gleichzeitig freiwillige Masterarbeit in der klinischen Pharmazie, dann Apotheke und anschließend 3. Staatsexamen. Zwei Ideen für das Danach habe ich erläutert. Doktorarbeit verfassen oder doch lieber journalistische Texte. Ich denke, es wurde aber deutlich, dass sich mein Weg noch nicht klar abzeichnet und ich offen für unterschiedlichste Abzweigungen bin. Dass mich eines Tages eine Privatbank dabei unterstützt, mich finanziell ganz neu aufzustellen, damit habe ich nicht gerechnet. Gelassen und in freudiger Erwartung schaue ich, wo mich die kleinen und großen Projekte in meinem Leben noch hinführen werden.

 

Ich möchte mich an dieser Stelle nochmal herzlich bedanken für die Unterstützung durch die Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank!

Sophia Schelo, Head of Next Gen Business Development bei Hauck Aufhäuser Lampe