Nächster Akt im Inflationsdrama
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Nächster Akt im Inflationsdrama

Economic Research AKTUELL

01. April 2022

Lesezeit: 7 Minuten

Die EWU-Inflationsrate ist im März auf 7,5 % gesprungen. Der Ukraine-Krieg und die Rückkehr der Corona-Pandemie in China werden den Preisdruck vorerst hochhalten. Nach wie vor stellt sich daher nur die Frage, wie weit die Inflationsrate noch steigen wird. Wegen trüber Konjunkturaussichten wird die EZB allenfalls Leitzinskosmetik wagen. 

Inflationsgipfel noch unerreicht

Man mag einfach nicht mehr hinsehen: Die EWU-Inflationsrate ist im März nicht nur im neunten Folgemonat gestiegen, sie erreicht jetzt 7,5 %. Diese Entwicklung kommt mit Ansage, da Energiepreise wegen des Ukraine-Kriegs nochmals kräftig geklettert sind: Sie notieren jetzt 44,7 % (!) höher als vor einem Jahr, ihr Anteil an der Inflationsrate ist mit 65 % weiterhin sehr hoch. Die auf 3,0 % gestiegene Kern-Inflationsrate unterstreicht dabei, dass der Inflationsdruck nochmals breiter geworden ist.

Zeit zum Durchatmen wird es aus unserer Sicht bis auf Weiteres nicht geben. Das liegt daran, dass belastbare Hinweise auf ein baldiges Ende des Ukraine-Kriegs nicht vorliegen. Aufgrund der hohen Abhängigkeit von russischer Energie werden Preise für Gas und Rohöl damit vorerst wohl weiter unter Druck stehen und zu Überwälzungen führen. Hinzu kommt, dass die Corona-Pandemie in China derzeit wieder stärker auflebt. Im Zuge der Null-COVID-Strategie des Landes führt dies bereits seit Wochen zur Abschottung ganzer Metropolen. Für die durch den Ukraine-Krieg ohnehin stark gebeutelte globale Lieferlogistik ist dies ein neuer Nackenschlag, der die langen Staus vor wichtigen Seehäfen vergrößern dürfte. Dies wird unseres Erachtens ebenso für Preisdruck sorgen wie weitere Ernteausfälle, die sich wegen extremer Trockenheit beispielsweise in Deutschland jetzt schon abzeichnen.

Quelle: Refinitiv Datastream 04/2022−06/2023: Prognose Hauck Aufhäuser Lampe
 

Immer höher, immer weiter

Vor diesem Hintergrund und wegen des rasanten Inflationsanstiegs im März heben wir unsere Inflationsprognose für 2022 erneut an: Diese liegt nun bei 7,0 % (zuvor 6,3 %). Dabei wird die Inflationsrate in Kürze 8,0 % noch erreichen. Der davon ausgehende gravierende Kaufkraftverlust, an dem die Entlastungs-Maßnahmen vieler EWU-Regierungen aus unserer Sicht wenig ändern, lässt auch unsere BIP-Prognose für 2022 purzeln: Zusammen mit Abstrichen bei Investitions- und Exporttätigkeit sinkt diese von 3,6 auf 2,5 %. Bis zur Jahresmitte beinhaltet sie rezessive Tendenzen. Käme es zu einem Handelsembargo gegenüber Russland oder einem abrupten Stopp russischer Energielieferungen, wäre eine heftige Rezession wohl unabwendbar. Höhere Lohnzuwächse könnten sich Arbeitnehmer dann abschminken.

In unserem Economic Research AKTUELL vom 10.03.2022 hatten wir betont, dass die Inflationsprojektion der EZB von 5,1 % für 2022 aus unserer Sicht viel zu niedrig ist. Durch das Inflationsergebnis für März ist es unseres Erachtens nun sonnenklar, dass eine markante Anhebung auf der Ratssitzung im Juni bevorsteht. Dass die EZB deshalb mit Leitzinserhöhungen zu einer echten Inflationsbekämpfung übergehen wird, erwarten wir nicht. Aufgrund der vom Ukraine-Krieg wohl noch länger ausgehenden Unwägbarkeiten dürfte die Notenbank eher darauf achten, rezessive Tendenzen nicht zu befördern. Damit steht auf 12M-Sicht weiter nur Leitzinskosmetik bevor. Das Ende der Wertpapierkäufe braucht die EZB daher nicht beschleunigen.  

Prognosen für den Euroraum 2019 2020 2021 2022P 2023P
Bruttoinlandsprodukt (% zum Vorjahr)* 1,6 -6,5 5,3 2,5 2,6

Verbraucherpreise (% zum Vorjahr)

1,2 0,3 2,6 7,0 3,0
Arbeitslosenquote (%, Jahresende) 7,5 8,2 7,0 6,3 6,0

Quelle: Refinitiv Datastream. 2022P/23P: Prognose Hauck Aufhäuser Lampe

Erläuterungen

Abkürzung Erklärung
EWU Europäische Währungsunion
EZB Europäische Zentralbank
HVPI Harmonisierter Verbraucherpreisindex
z. Vj. zum Vorjahr

Begriffserklärungen

Umfasst sämtliche Maßnahmen, die eine Notenbank zur Verwirklichung ihrer Ziele ergreifen kann.

Einheitlicher Maßstab zur Messung der Inflation in den Mitgliedstaaten der Europäischen Währungsunion.

Allgemeine und anhaltende Steigerung des Preisniveaus bei Gütern und Dienstleistungen.

Veränderung der Verbraucherpreise, die in der Regel gegenüber dem Vormonat und dem Vorjahr ermittelt wird.

Veränderung der Verbraucherpreise ohne die Berücksichtigung der Preise von Energie und Nahrungsmittel. Mitunter werden auch Alkohol und Tabak nicht berücksichtigt.

Zentrales Element, mit dem eine Notenbank ihre Geldpolitik steuert.

Eigenständige Institution, die mit der Durchführung der Geldpolitik betraut ist. Bei unterschiedlichen staatlichen Abhängigkeitsgraden zielt ihr Wirken meist auf die Höhe eines bestimmten Beschäftigungsgrades und/oder auf die Wahrung einer festgelegten Preisniveaustabilität ab.

Beschreibt den Prozess, durch den höhere Kosten und Preise von Unternehmen an die Kunden weitergegeben werden.

Messung der durchschnittlichen Preisentwicklung von Waren und Dienstleistungen.

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