Die Covid-19-Pandemie gefährdet die Fortschritte in den Bereichen Bildung und Armutsminderung. Die Zahl der Kinder, die arbeiten müssen, statt zur Schule zu gehen, ist erstmals wieder gestiegen – auf 160 Millionen. Die Kindernothilfe setzt sich seit über 60 Jahren mit großem Engagement dafür ein, ihre Situation rund um den Globus zu verbessern.
Text: Susanne Kehr und Judith Allert
Fatima ist neun Jahre alt, ihr Zuhause ist eine kleine Hütte am Rand einer riesigen Müllkippe in Delhi. Sie lebt von dem, was andere wegwerfen. Im Müll sucht Fatima nach Verwertbarem. Ihre Eltern sahen auf dem Land keine Zukunftsperspektive mehr. So wie Fatimas Eltern zieht es Jahr für Jahr viele Familien in die Slums der Megacitys. Sie hoffen auf ein besseres Leben, auf Arbeit und ein Auskommen. Doch diese Hoffnung zerbricht schnell. Es gibt wenig Arbeit, kaum Geld – vor allem die unqualifizierten Arbeiter vom Land verdienen zu wenig, um ihre Familien zu ernähren. Stattdessen müssen selbst Kinder hart arbeiten und können nicht zur Schule gehen. Dabei ist gerade die Bildung der Schlüssel, dem Elend der Armenviertel zu entkommen.
258 Millionen Kinder weltweit gehen nicht zur Schule – und diese Zahl droht, noch weiter zuzunehmen: Die Folgen der weltweiten Corona-Pandemie treffen Mädchen und Jungen in armen Ländern des globalen Südens besonders hart. Die UNO warnt, dass die Fortschritte der letzten Jahre in den Bereichen Bildung und Armutsminderung durch die Pandemie stark gefährdet sind.
Erstmals seit 20 Jahren nimmt auch die Anzahl der weltweit arbeitenden Kinder zu. Nach einem aktuellen Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) ist die Zahl auf 160 Millionen gestiegen. Diese Zunahme könnte sich durch die Covid-19-Pandemie noch einmal um weitere neun Millionen betroffene Kinder erhöhen, so der Bericht. Auch die Ergebnisse einer aktuellen Studie der Kindernothilfe zu den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf das Leben von arbeitenden Kindern und Jugendlichen sind alarmierend. Katrin Weidemann, die Vorstandsvorsitzende der Kindernothilfe, betont: „Der weltweite Kampf gegen ausbeuterische Kinderarbeit wird immer här- ter. Kinder sind die größten Verlierer dieser Krise und werden in ihrer Entwicklung ausgebremst. Dabei haben Mädchen und Jungen ein Recht darauf, geschützt und gehört zu werden.“ Fatima hatte Glück. Dank eines Projekts der Kindernothilfe, das durch das langjährige Engagement eines großen Unternehmens ermöglicht wird, kann sie heute lernen, bekommt nahrhafte Mahlzeiten und medizinische Versorgung.
Ausweg aus der Armut
Fehlende Bildung verstärkt die Armut und beraubt Mädchen und Jungen der Möglichkeit, ihr Leben später selbst in die Hand zu nehmen. Die Folgen sind dramatisch: „Ein Kind, das nicht zur Schule geht, wird auch als Erwachsener den Teufelskreis aus fehlender Bildung, Armut, Ausbeutung und Gewalt nicht durchbrechen können“, so Katrin Weidemann. Deshalb setzt sich die Kindernothilfe für die Bildung von Kindern und Jugendlichen ein. Denn: Bildung ändert alles – vom Schicksal eines einzelnen Kindes bis hin zum Schicksal eines ganzen Landes. Fast zwei Millionen Kindern in 33 Ländern weltweit konnte die Kindernothilfe im vergangenen Jahr helfen.
Hilfe zur Selbsthilfe
Kinder aus armen Verhältnissen sollen eine Regelschule besuchen können, eine warme Mahlzeit und medizinische Versorgung erhalten – dafür macht sich die Kindernothilfe gemeinsam mit ihren Spenderinnen und Spendern stark. Gleichzeitig werden Schulen mit Unterrichtsmaterial ausgestattet und Lehrer in Unterrichtsmethoden geschult. Neben der Schulbildung schafft die Kindernothilfe auch Ausbildungsmöglichkeiten, die an den Bedarf vor Ort angepasst sind.
Doch nicht nur Kinder und Jugendliche lernen in den Projekten der Kindernothilfe. Auch Familien erfahren, wie sie der Armut aus eigener Kraft entkommen und ihren Lebensunterhalt selbst aufbringen. Denn: Verdienen die Eltern genug, müssen die Kinder nicht arbeiten und können in die Schule gehen. In Selbsthilfe-Programmen lernen Eltern Lesen und Schreiben, aber zum Beispiel auch Buchhaltung oder die Führung eines kleinen Geschäfts.
Engagement für die Zukunft
Gerade Unternehmen wissen, wie wichtig gut ausgebildete Nachwuchskräfte für Wirtschaft und Gesellschaft sind – nicht nur in Deutschland. Große, kleine und mittelständische Unternehmen fördern deshalb bereits Bildungsprojekte der Kindernothilfe und sind wichtige, starke Partner im Kampf gegen Kinderarbeit.
Über individuelle Konzepte können sie in die Bildung benachteiligter Kinder investieren – von Mitarbeiter-Spendenaktionen über Weihnachtsspenden bis hin zu Cause Related Marketing. Damit noch mehr Kinder wie Fatima die Chance auf eine bessere Zukunft bekommen.
Kindernothilfe
Die Kindernothilfe – eine der größten Kinderrechts-Organisationen Deutschlands – engagiert sich seit über 60 Jahren für Kinder in schwierigen Lebenssituationen. Mit ihrer Arbeit setzt sie alles daran, Mädchen und Jungen zu ihren elementaren Rechten zu verhelfen, sie zu schützen, zu stärken und zu beteiligen und ihnen eine Starthilfe ins Leben zu geben: Mit einer Vielzahl von Projekten ermöglicht die Kindernothilfe den Zugang zu Bildung, trägt zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Kindern bei und organisiert Hilfe zur Selbsthilfe. Zusammen mit lokalen Partnern vor Ort hat die Kindernothilfe seit 1959 mehr als 5.000 Projekte durchgeführt und damit über sieben Millionen Kinder und Jugendliche erreicht. Aktuell ist die Kindernothilfe in 34 Ländern weltweit tätig.
Die Kindernothilfe steht für den seriösen Umgang mit Spendengeldern, Transparenz und Offenheit. Die Organisation ist unter anderem Mitglied von Transparency International Deutschland, seit 1992 jährlich Träger des DZI Spenden-Siegels und mehrfach mit dem Transparenzpreis von PwC (PricewaterhouseCoopers) ausgezeichnet worden.
Auf einen Blick:
Organisation | Kindernothilfe e.V |
Gegründet | 1959 |
Sitz | Duisburg |
Stiftungsziel | Ziel der Kindernothilfe ist es, Mädchen und Jungen ein dauerhaft menschenwürdiges Leben zu ermöglichen – ohne Armut, Elend und Gewalt. Menschen- und Kinderrechte sowie christliche Nächstenliebe sind die Grundlagen der Arbeit. Alle Projekte führt die Kindernothilfe mit einheimischen Partnerorganisationen durch |
Vorstand | Vorstandsvorsitzende Katrin Weidemann, weitere Vorstände Jürgen Borchardt und Carsten Montag |
Spendenkonto | Bank für Kirche und Diakonie eG (KD-Bank) IBAN: DE92 3506 0190 0000 4545 40 |
Kontakt | Düsseldorfer Landstraße 180 47249 Duisburg Ansprechpartnerinnen für Unternehmen: Judith Allert Telefon +49 203 7789241 E-Mail judith.allert@kindernothilfe.de Susanne Kehr Telefon +49 203 7789155 |
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