Die Europawahlen und die Neuwahlen in Frankreich Anfang Juni 2024 haben die Marktakteure spürbar verunsichert. Risikoaufschläge auf risikoreichere Anleihen sind deutlich gestiegen, der Euro-Wechselkurs und die europäischen Aktienindizes haben verloren. Bundesanleihen waren hingegen gefragt. Allerdings sorgte die Unsicherheit in Europa nicht für eine globale Flucht in die klassischen sicheren Häfen wie Yen oder amerikanische Staatsanleihen.
International stand an den Finanzmärkten auch im Juni die Notenbankpolitik im Fokus. Mit Blick auf die US-Geldpolitik sind die Marktteilnehmer in den vergangenen vier Wochen etwas zuversichtlicher geworden, dass die amerikanische Zentralbank Fed in diesem Jahr eine erste Zinssenkung vornehmen wird. Dafür verantwortlich waren einerseits die Daten zum Arbeitsmarkt, die fallende neue Stellen zeigten, und andererseits die Inflationsdaten: Im Juni stiegen wichtige Sub-Kategorien der US-Verbraucherpreise, zum Beispiel die Preise ohne Energie, Nahrungsmittel und Wohnungsmieten, so langsam wie seit 2021 nicht mehr.
Vom 31. Mai bis zum 30. Juni 2024 ging die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen um 15 Basispunkte auf 2,50 % zurück. Die US-Treasury-Rendite der zehnjährigen Anleihen ist in ähnlichem Umfang von 4,55 % am 31. Mai 2024 auf etwa 4,40 % am 30. Juni gefallen. Die Treiber waren schwächere Konjunkturdaten und ein niedriger Anstieg der US-Verbraucherpreise jenseits des Atlantiks sowie eine erhöhte Nachfrage nach sicheren Anleihen nach der Europawahl hierzulande. Die Renditedifferenz zwischen Deutschland und den USA für kürzer laufende Anleihen ist jedoch gestiegen, da die Renditen für Bundesanleihen stärker zurückgingen. Die höhere Zinsdifferenz am kurzen Ende der Zinskurve schwächte auch den Euro. Der EUR/USD-Wechselkurs rangierte zum Monatsende mit 1,07 im Vergleich zu Ende Mai um 1,3 % niedriger.
Die Risikoaufschläge für die EWU-Staatsanleihen, europäische Unternehmensanleihen und Pfandbriefe sind im Monatsverlauf in der Breite gestiegen. Die Marktteilnehmer scheinen es in Folge des Rechtsrucks in Europa und der Neuwahlen in Frankreich als weniger wahrscheinlich zu erachten, dass sich die europäische Integration vertieft: Eine wahre Kapitalmarktunion scheint ferner als vor fünf oder zehn Jahren. Mit Blick auf die Diskussionen über Staatsdefizite und die Finanzierbarkeit von Wahlversprechen ist wichtig, dass es deutliche Unterschiede zur Staatsschuldenkrise im Euroraum der Jahre 2011/12 gibt: Zwar sind die Risikoaufschläge Frankreichs auf das höchste Niveau seit 2012 gestiegen, aber die Kosten für Kreditausfallversicherungen – sogenannte CDS-Raten; kurz für Credit Default Swap – stiegen weniger sprunghaft an. Es scheint, dass die Investoren vor dem Hintergrund des zu erwarteten hohen Angebots an französischen Anleihen das Land neu bewerten, aber sich nicht um einen Zahlungsausfall sorgen. Vergleichbares konnten wir in der Vergangenheit bei politischen Krisen in Italien beobachten.
Der amerikanische Aktienmarkt präsentierte sich im Juni erneut sehr positiv. So stieg der US-Leitindex S&P 500 um 3,5 %, der amerikanische Technologie-Index Nasdaq 100 legte mit einem Plus von 6,2 % sogar noch stärker zu. Der STOXX Europe 600 hat hingegen 1,3 % verloren. Zudem wurde der Anstieg der US-Indizes aus Euro-Investorensicht dadurch erhöht, dass der USD gegenüber dem Euro im Juni 1,3 % gewonnen hat. In unseren Portfolios hat sich das Übergewicht im amerikanischen Aktienmarkt somit positiv auf die Performance ausgewirkt. Innerhalb Europas spielten die französischen Neuwahlen und die Sorge vor einem Handelskrieg mit China eine große Rolle. Der französische CAC 40 verlor vom 1. bis zum 30. Juni um 6,4 % an Wert (DAX40: -1,5 %).
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